von Reinhold Mißelbeck
Lissy Winterhoffs photographisches Werk ist thematisch breit gefächert und zugleich auf eine faszinierende Weise in sich geschlossen. Ihre Themenauswahl folgt nicht rationalem Kalkül oder einer vorher festgelegten Systematik sondern geschieht spontan, aus der Begegnung mit dem Gegenstand heraus, sobald bei ihr emotional etwas ausgelöst wird. All ihren Bildern, ob es sich um Landschaften, Stilleben, um Blumen, maltesische Tempel oder gar um die photographische Auseinandersetzung mit Literatur handelt, ist gemeinsam, daß Gefühle in der Auseinandersetzung mit den Themen eine dominante Rolle spielen. Ganz offensichtlich sind es auch nicht beliebige Gefühle. Sie selbst spricht davon, daß ausschlaggebend ist, daß sie das Gegenüber „bewegt, erregt, fesselt, fasziniert, (…) mit einer Frage berührt, die bei ihrer künstlerischen Bearbeitung an Durch-
lässigkeit gewinnt“
Lissy Winterhoff im Prozeß der Auseinandersetzung mit ihrem Thema eine Beziehung aufbaut, die dem einer Aneignung gleichkommt.
Zum einen ist da ihre Liebe zum Detail, zum Ausschnitthaften, die das Ding, den Menschen, die Architektur aus ihrem ursprünglichen Kontext herauslöst; ein Rückenakt vor der grünen Kulisse eines Waldes; eine Klosterruine mit Baumgruppe auf weißem Papier – fast graphisch herausgearbeitet; ein Parkweg mit Bänken, wie aus dem Nebel hervortauchend (Parkanlage des Schlosses Nohant von George Sand); ein englisches Landhaus (Teil des Schlosses Sissinghurst von Vita Sackville-West) hinter einem Vorhang aus Buchstaben, einem Zitat von Vita Sackville-West; ein offenes Buch, von einem Schattenraster überlagert; farbig kolorierte Früchte auf der weißen Fläche des Papiers schwebend; Details farbiger Blüten. In ihren Photographien scheint es nicht mehr so bedeutsam zu sein, wo die