Wichtig ist ihr deshalb auch die Erkennbarkeit des Textes im Bild, wozu sie manchmal bis an die Grenzen geht und der Text wie ein Block, die Ästhetik des Fotos zum Kippen bringt. Das erkennende Lesen der Worte irritiert das Auge, das hin und her schweift zwischen Bildern der Landschaft und den Erinnerungen und Erkenntnissen, die die Texte auslösen. Das Auge nimmt eine Vibration der Oberfläche wahr, die die Worte wie verklungene Laute im Hintergrund verwehen lassen.
Lissy Winterhoff wählt immer wieder neue Blickwinkel und greift aus der hier zur Verfügung stehenden Vielfalt von Welt auf, was sie bewegt. Dies kann auch der Blick aus dem Atelier auf eine Kölner Industriebrache sein, oder bei ausgedehnten Reisen die Faszination von Wüstenlandschaften und Seestücken und auch der Kanon von Stillleben, sei es von Blumen, Früchten oder anderen scheinbar belanglosen Objekten.
Reinhold Mißelbeck der ehemalige Kurator für Fotografie am Museum Ludwig und großer Mentor vieler zeitgenössischer fotografischer Künstler, hat über Lissy Winterhoff sehr treffend formuliert 2:
„Lissy Winterhoff ersetzt in ihren Bildern den realen durch einen poetischen Raum, den ihrer Vorstellung, und erklärt somit ihren emotionalen Bezug zu ihnen. Würde sie ihre Lebensgeschichte schreiben, könnten sie vermutlich als Illustrationen dienen, obwohl sie aus unterschiedlichsten Kontexten zusammen getragen worden sind. In der Tat vermitteln sie den Eindruck, als sei in ihnen die Zeit still gehalten.
Die Natur, ob Landschaft, Blüte oder Obststillleben ist ihr eigentliches Thema, in das sich der Mensch und die von ihm geschaffene Architektur einfügt.“ 3
Der Text liest sich plötzlich neu, verdichtet sich, wird von den fragmenthaften Zitaten im Bildkünstlerischen akzentuiert und gewinnt so in dieser besonderen Form der Wechselwirkung veränderte Dimensionen hinzu, da wir im Worttext einen „Hinweis“ vermuten, der uns immer wieder in die Tiefen des Inhaltes einlädt, sowohl was die Bildgestaltung wie auch den Text betrifft.