Eröffnungsrede von Ute Kaldune 08.09.24
Lissy Winterhoff besitzt die bewundernswerte Fähigkeit, zeitlich zu reisen, komplizierte Dinge federleicht, leichte Dinge kompliziert darzustellen, diese zu verdichten, ihre eigenen sehr mäandernden Gedankenwege in sehr verdichteten, sehr erzählerischen, teilweise auch sehr politischen Themen darzustellen. Und Sie als Publikum haben natürlich heute gebucht, dass sie mit einem kleinen Gedankenpaket die Ausstellung verlassen, das sie vorher nicht besessen haben.
Lissy Winterhoff und diese Ausstellung bleiben mir ein Mysterium, obwohl ich mich sehr bemühte, denn die Lissy hat mir ihre Musen nicht ganz genau verraten, aber ich bewundere ihre Fähigkeit in archäologischen Kontexten zu denken, Dinge sehr lange zu recherchieren. Teilweise sind die Fotoimpulse 8 Jahre vorher entstanden, bevor die Arbeiten realisiert wurden, sich experimentell ständig neue Themen auszudenken, ständig sich neuen Herausforderungen zu stellen – also, mein größter Respekt vor dieser Energie und dieser Kreativität.
Was wir vom Leben wissen sollten, das wissen Sie eventuell schon – nach dieser Ausstellung wissen Sie es genauer.
Sie haben ein Akrobatikum zu absolvieren, egal wer Sie sind, und dieses Akrobatikum gelingt uns tragischerweise mal perfekt, den Handstand an wichtiger Stelle, und den Saldo vor guter Bühne zu absolvieren. Aber es ist eben gemeint, dass wir über das Leben wissen sollten, dass es in vielen Facetten das perfekt Schöne, das Tragische, das Brutale und das Bereichernde bietet. Und von poetischen, wunderbaren Themen von Ägypten, von der Balance der Vögel, von der Schönheit der Natur wird hier in dieser Ausstellung der Arbeiten von 1978 bis heute berichtet. Der Schwerpunkt der Ausstellung sind aber aktuelle Arbeiten.
Ich zitiere Lissy Winterhoff, und dies ist auch ein Motto, das unter dieser Ausstellung liegt, obwohl es im Titel nicht erscheint:
„Frag den Stieglitz, den Fluss, frag die Blumen.“