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war, jedoch gibt erst der Textausschnitt von Anton Tschechow einen genauen Hinweis, was sie bei diesem Anblick an Gedanken und Inhalten assoziierte. Dabei muß man nicht erst feststellen, wie sehr sie weibliche Autoren bevorzugt, wie sehr sie auch solche in besonderem Maße berücksichtigt, die durch ihr Selbstbewußtsein von sich reden machten, wie George Sand oder Vita Sackville-West, um sich bewußt zu werden, wie sehr auch ihre Kunst weiblich ist. Ihrer Photographie selbst ist dies zutiefst verinnerlicht. Entstanden einige der Photozyklen in dem unmittelbaren Lebensumfeld der Autorinnen, so ist man bei den anderen Bildern fast versucht zu sagen, Lissy Winterhoffs Photographien versetze ihre Gegenstände in die Welt der von ihr zitierten Autorinnen, in die Ruhe einer überschaubaren, von Haus und Landschaft geprägten Umgebung, derer sich der weibliche Blick liebevoll bemächtigt, um sie zu bewahren und zu rekonstruieren.
In diesem Sinne ist die Arbeit von Lissy Winterhoff zutiefst romantisch, obwohl sie auf der anderen Seite für die kämpferischen Frauen Partei ergreift, ob für George Sand, die politisch motivierte, oder für Vita Sackville- West in ihrer Liebe zu anderen Frauen. Beiden historischen Frauengestalten war jedoch das bürgerliche Umfeld gegeben und gleichzeitig Bedingung für ihr Wirken und Handeln. Für beide war auch die Natur ein wichtiges Element in ihrem Lebenslauf. Lissy Winterhoff sieht hier offensichtlich Parallelen zu ihrem eigenen Empfinden. Die Natur, ob Landschaft, Blüte oder Obststilleben ist ihr eigentliches Thema, in das sich der Mensch und die von ihm geschaffene Architektur einfügt. Der liebevolle Blick ist bei ihr letztlich auch der auf Harmonie gerichtete Blick, der weiblich ist, insofern er in der Natur nicht das Gegenüber sieht, mit der man sich auseinandersetzen, mit der man kämpfen muß, sondern den Schoß, in dem man geborgen sein kann.