von Dr. Gabriele Uelsberg
Wer die Künstlerin Lissy Winterhoff kennenlernt, spürt bald, es geht ihr um mehr als um l’art pour l’art – es geht ihr um Geschichte, Gesellschaft, Natur, Veränderung und den Menschen. Wie eine Rechercheurin spürt sie in ihren Bildern und den literarischen Zitaten existenziellen Fragestellungen nach, die die Menschheit seit jeher bewegen. Daher nimmt es nicht Wunder, wenn wir im Gespräch erfahren, dass Lissy Winterhoff sich auch im Forschungsbereich der Archäologie einmal intensiv umgesehen hat. Und einer Feldarchäologin gleich sammelt sie mit ihrer Fotokamera Spuren, Bildstücke, Hinweise und Orte, die sie dann in ihre sogenannten Fotoplastiken umsetzt.
In der Kunst nach 1945 hat es viele verschiedene Ansätze und Entwicklungen gegeben, bei denen zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler die wissenschaftliche Methodik von Geschichtswissenschaft, Theologie und Analyse zur Basis ihres eigenen künstlerischen Werkes gemacht haben.
Erstaunlich ist tatsächlich, dass sich seit den 70-er Jahren, als Lissy Winterhoff ihr Werk begann, in der Kunst der Gegenwart immer wieder Positionen manifestieren, die sich in unterschiedlichster Art und Weise mit Objekten der Archäologie, mit Methoden der Spurensicherung und mit den Ergebnissen einer Erinnerungskultur befassen und diese sowohl methodisch wie inhaltlich in die Arbeit künstlerisch einbeziehen. Lissy Winterhoff zeigt hier eine Faszination für diese Wissenschaft, die dem Unpräzisen, noch Ungewissen in seinem Fragmenthaften ein präzises Bild vermittelt. Dieser besondere Spannungsbogen zwischen der Konzentration und Hingabe an das zu Betrachtende