Wieder zurück in der Helligkeit entscheide ich mich, ob und wie ich die entwickelten Fotografien mit Texten, Farben, Stiften oder Kollagen weiter bearbeite. Somit verändere ich das vorgefundene Motiv häufig zum Teil natürlich auch schon während des fotografischen Prozesses der Aufnahme und des Vergrößerns.“ 1
Am ehesten noch können wir ihre Fotografien als begründendes Material der Weltaneignung erkennen.
Sie macht ihre Aufnahmen an Orten, an denen sie mal im historischen, mal im bildkünstlerischen, mal im literarischen Sinne auf Spurensuche geht,
um nach Künstlern der Vergangenheit, nach Ereignissen der Geschichte und nach Bildhaftigkeit zu fahnden, die uns aus der Kunstgeschichte vertraut erscheinen – so wie ihre Serie auf den Spuren des Impressionisten Alfred Sisley oder die Serie über den Wald von Fontainebleau, die uns anrühren und in ihrer Ästhetik einfangen. Aus der Berührung wird ein Schlag, wenn wir ihre Serie der Recherche in den Schreckenskammern der Geschichte erkennen, in denen sie uns die bedrückenden Bilder aus dem Konzentrationslagern Auschwitz (Stammlager), Birkenau und Buchenwald vor Augen stellt und sie mit einem Zitat nach Ruth Klüger betitelt: „Erschöpft schluckte ich das Grausen, das mir in den Hals stieg, wie Kotze“. Doch gerade in den künstlerischen Arbeiten, in denen sie seit vielen Jahren die Grausamkeit des Holocaust thematisiert, bleibt sie am ehesten anteilnehmende Betrachterin, die versucht, das Unverständliche in reduzierten Bildmotiven zum Ausdruck zu bringen – verstärkt durch eingefügte Texte von Überlebenden.
Alle anderen Serien setzen bei Lissy Winterhoff jedoch einen Arbeitsprozess in Gang, der aus der ursprünglichen Fotografie heraus neue gestalterische Adaptionen im Prozess entstehen lässt,